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Titelkupfer zu Garlieb Merkel: ›Ansichten der Literatur und Kunst unsres Zeitalters‹ (Deutschland, o.J. = 1803)







Klingemann richtet seine Waffe gegen Merkel; an seiner Seite als Verbündete die drei Herausgeber der Zeitschrift ›Apollon‹ (vgl. Fußnote Nr. 40), Sophie Bernhardi (die jüngere Schwester Ludwig Tiecks) sowie Schelling-»Bonaventura«.
Im Spruchband aus dem Munde »Bonaventuras« erscheinen die »spiegelverkehrten« Verse 13 und 15 seines ›Pfarrers von Drottning‹ (vgl. dazu S. 29-32).


frühes bi­o­gra­phi­sches Mo­tiv selbst bei dem 26­jäh­rigen Verfasser der »Nachtwachen« eben nur andeutungsweise zum Vorschein kom­men und erst über spätere Schriften hinreichen plausibel werden kann. Weshalb in der folgenden Darstellung das stetige biographische Fort­schreiten und -ru­cken per­ma­nent durch Zeitsprünge durchbrochen werden soll.

    Ein Bild dafür finden wir bei Kreuzgang selber, der zu Beginn der 7. Nachtwache die eigene (geistige) Physiognomie als Vexiergemälde aus Grazie, Meer­kat­ze und Teu­fel beschreibt. So ist auch in der literarbiographischen Betrachtung speziell des Nachtwächters von jedem eindeutigen Vorbildcha­rakter ab­zu­kom­men und statt­dessen ein facettenreiches Porträt zu erstellen, wie es schon so verschiedenartigen Kunstfiguren wie dem »Nachtwachen«-Erzähler Achim von Ar­nims, dem »Lie­der­li­chen« Ho­garths, Jean Pauls Schop­pe sowie auch Klingemanns Memnon abzugewinnen war und wozu nun aus der frühen Braun­schwei­ger Zeit des Ver­fas­sers (literar-)historische Gestal­ten wie der schreibende Opfermann Hirsemann, Campes Robinson Crusoe, Cramers Erasmus Schlei­cher und wo­möglich auch der da­mals unter Klinge­manns Augen umgehende Stiftsnachtwächter einige Züge und Rollenaspekte beisteuern.


Ernst August Friedrich Klingemann wurde am 31. August 1777 in Braun­schweig geboren. Den Familienamen als Identitätsbasis hat Klingemann wie­derholt li­te­ra­risch be­haup­ten müssen. Die geläufige Bedeutung des Namens wird Garlieb Merkel in den antiromantischen »Ansichten der Literatur und Kunst unsres Zei­tal­ters« (1803) pa­r­o­die­ren, wenn er ein Ti­telkupfer kommen­tiert, das im Nachtrab zu den prominenten Romantikern eine kleinere Gruppe mit den Ver­le­gern aus Pe­nig, der Pfar­rers­ge­stalt »Bo­naventura« (Schelling) und unserem »Mann mit der bloßen Klinge« zeigt. Letzterer, von der Mutter mit einem schüt­zen­den Fall­hut ver­se­hen, stelle »mit ritterlichem Sinn/ Sich zum ungleichen Kampfe« vor Merkel hin.85 Zu diesem Bilddetail aufgestachelt wurde Mer­kel wohl durch die steif-pom­pö­se For­mu­lie­rung, mit der Klin­ge­mann in einem »Eleganten«-Aufsatz vom 21.4.1803 (auf den Merkel hier auch anspielt) die gro­ße li­te­ra­ri­sche Feh­de dieser Jahre vorstellt; es solle nämlich »der Mann mit dem Schwerdte für die Fahne kämpfen, nicht aber aus persönlicher Rachgier den Dolch zük­ken«.86 Auf die­se vor­der­grün­di­ge und leicht zu ver­spottende Version seines Namens wird Klingemann bis auf weiteres keinen Wert mehr le­gen, schon sein an­o­ny­mes Post­skrip­tum vom 31.3.1804 zeigt eine gewisse Selbstentwaffnung an: Merkel sei keines ernsten Kampfes wert, statt eines schar­fen Schwerts wä­re bei ihm schon ei­ne Ger­te hinlänglich.

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85  Garlieb Merkel, Ansichten der Literatur und Kunst unsres Zeitalters, a.a.O., S. 38f. 

86  Klingemann in Zeitung für die elegante Welt (Leipzig 1803), Nr. 48 vom 21.4. 

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