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NACHT UND HELD BEI AUGUST KLINGEMANN

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Was Titelblatt und Prolog für »Memnon«, das ist in den Romanen die Anfangsszene, wenn der Held wie in ei­ner Traum­land­schaft erstarrt von der eigenen Vergangenheit Abschied nimmt. Dabei enthüllt sich in den for­mel­haf­ten Zü­gen, mit denen der Raum der Nacht jeweils umrissen wird, ein Stil­cha­rak­te­ri­sti­kum Klin­ge­manns (ich mar­kie­re hier wie auch sonst wörtlich wieder­kehrende Textstellen durch Kur­siv­schrift) -



Der chronologische Anfang von »Romano«, der Abschied des Helden von seinem geistigen Vater Au­gu­stin:

   1800   »Romano sah ihn nicht wieder. Auch ihm wurde jezt die Zelle zu enge und er ging hinaus in die Nacht;

           die Wolken zogen schnell am Monde vorüber und die Sternbilder erschienen und verschwanden, die Spitzen der Berge waren in einen duftigen Nebel gehüllt und nik­ten wie Gei­ster zu ihm herüber, der Erdgrund lag schwarz und dun­kel. Romano's Seele wurde dü­ster...«.25



   1802    »Albano der Lautenschläger« setzt so ein:

             »Die letzte Nacht!« sagte Cesáreo düster, und blickte durch das Eisengitter sei­nes Kerkers. Vor seinen Blik­ken lag Venedig, aber er unterschied die Gegen­stände nur undeutlich, eine ungewisse Hel­le zuck­te durch die Luft, und der St. Markusthurm erhob sich ihm gegenüber, wie ein Riese, in Ne­bel ge­hüllt.

   Es schlug feierlich langsam Mitternacht, und Cesáreo zählte die einzelnen Schläge der Klokke laut nach. Jetzt ging der Mond auf, an dem graue Wolken, wie Trauerschleifen vorüberzogen, so daß Licht und Schatten grell mit einander abwechselten26



   1804    »Erste Nachtwache.

             Die Nachtstunde schlug; ich hüllte mich in meine abenteuerliche Vermummung, nahm die Pike und das Horn zur Hand, ging in die Finsterniß hinaus und rief die Stunde ab, nachdem ich mich durch ein Kreuz gegen die bö­sen Geister geschützt hatte.

   Es war eine von jenen unheimlichen Nächten, wo Licht und Finsterniß schnell und seltsam mit ein­an­der ab­wech­sel­ten. Am Himmel flogen die Wolken, vom Winde getrieben, wie wunderliche Rie­sen­bil­der vor­über, und der Mond er­schien und verschwand im raschen Wechsel. Unten in den Stra­ßen herr­schte Tod­ten­stil­le, und nur hoch oben in der Luft hauste der Sturm, wie ein unsichtba­rer Geist


Nicht sind es die Natur-Requisiten als solche, in denen sich Klingemanns eigentümlich formalisierte Er­zähl­wei­se durch­hält, es ist vielmehr ihre definitorische Verwendung zum Debüt der Hauptfigur: Je­des­mal folgt auf dies

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25  Romano (2 Bde., Braunschweig 1800). Bd. 1, S.31ff.

26 Albano der Lautenspieler. Vom Verfasser der Maske (2 Bde., Leipzig 1802). Bd. 1, S. 3f.

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›Die Nachtwachen von Bonaventura
Mit siebzehn Bildern nach Radierungen von Bruno Goldschmitt‹ (Frontispiz)
›Der Bücherwinkel München‹ <o.J. = 1923>
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