Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistisches
A DER ALTE GOETHE
Briefpartner
Briefkunst
Gesprächspartner
Goethes Tagebuch
Schatten des Todes
Ausg. letzter Hand
Weltliteratur
Geistig vereinsamt
Sekretieren
Erinnerungsschocks
Sich-historisch-Sein
›Warte nur, balde‹
Kollektivwesen Genie
Hypsistarier Goethe
B ZU THEODOR FONTANE
Herr von Ribbeck
Grete Minde
Ellernklipp
Unt. Birnbaum. Quitt
L'Adultera
Schach von Wuthenow
Gegenzeitigkeit
Zur Stechlin-Fontäne
C ZU »BONAVENTURA«
Literar. Identität
Mikrostilistik
Exlusionsphase
›Memnon‹-Nacht
Name und Maske
D ZU AUG. KLINGEMANN
Kandidatenreigen
Sprachstatistiken
K-s Artikel und ›Nw‹
Datierungstabelle
Arnims Nachtwache
Nacht bei Klingemann
Pseud. Bonaventura
Demiurg Shakespeare
Maske »Bonaventura«
»Parallelen«-Debakel
Mimetisches Genie
Prometheus Theater
Braunschweiger Vita
Vampirismus
Zwei Lieblingsorte
Collegium Medicum
Freigeist Lessing
Mentor Eschenburg
Alessandro-Kreuzgang
Postskripta 2011


GEGENBEWEISFÜHRUNG: MODELL SICH WANDELNDER (GRUND-)WORTVORLIEBEN

________________________________________________________

Das mikrostilistische Verfahren von 1973 vermochte auf dem negativen Wege der Exklusion einen Un­be­kann­ten aus ei­ner beliebig großen Anzahl von Schriftstellern als den einzig Nichtwiderlegbaren her­aus­zu­fin­den. An jene negative Iden­ti­fi­zie­rung schließe ich nun an, um - mit neuer Methode - auch den po­si­ti­ven Nach­weis der Identität zu erbringen. Zu­gleich frei­lich geht das jetzige Verfahren über den blo­ßen Nach­weis der Au­torschaft weit hinaus, da der Haupt­ak­zent ja auf der philologisch und be­son­ders in­ter­pre­ta­to­risch höchst aufschlußreichen Datierung der 16 ein­zel­nen Nacht­wa­chen liegt, das heißt der Iden­ti­täts­nach­weis je­des­mal neu (und wie beiläufig) in der Sequenz der Da­tie­run­gen mit­ent­hal­ten ist. So an­schau­lich und schlicht wie möglich wäre die Prozedur wie folgt zu be­schrei­ben: Die 16 Nacht­wachen können gleichsam als Momentaufnahmen der sich wandelnden Schreib­ge­wohn­hei­ten des Au­tors fi­xiert und da­tiert wer­den, falls es gelingt, jedesmal ihren Grund­wort­be­stand zu er­mit­teln, der als sol­cher auch in der kri­ti­schen Tä­tig­keit (in der »Eleganten«) An­wen­dung fin­det. Aus­zu­schlie­ßen von der Aufnahme in eine solche Grund­wort­li­ste sind dem­nach alle Sprachbereiche, die von dem be­son­deren Thema einer Nachtwache abhängen, so für die 6. und 7. Nw be­son­ders die ju­ri­sti­sche Ter­mi­no­lo­gie, für die 9. Nw medizinische Belange oder für die 13. Nw das Ge­biet der Bil­den­den Kunst. Denn an­dern­falls wä­ren unter den Artikelbeiträgen diejenigen von vornherein be­vor­zugt, die zu­fäl­li­ger­wei­se das gleiche Thema behandeln; gewiß gibt es auch für derartige Son­der­ge­bie­te sprach­li­che Vor­lie­ben, aber aus Grün­den der »Chancengleichheit« für die Arti­kel dür­fen sie nicht auf­ge­nom­men werden. Ebenfalls nicht zu be­rück­sich­ti­gen sind Wortbereiche und Aus­drucks­mit­tel, die sich beim blo­ßen thematischen Wechsel nicht mehr durch­hal­ten: Na­men, In­di­vi­du­al­be­grif­fe, Ti­tel, Katego­rien für das soziale Umfeld und überhaupt Fachbegriffe und Sach­be­zeich­nun­gen, die mit zum be­handelten Stoff gehören; speziell für das Erzählen hat das an­schau­ungs­ge­bun­de­ne Vo­ka­bular (Kon­kre­ta meist) zu entfallen, Körperlich-Gestisches, szenisch Ge­hal­te­nes, Na­tur­schil­de­run­gen sind eben­so aus­zu­klam­mern wie be­stimm­te Redesituationen, For­men der Dei­xis ...


Was bleibt, ist umfangreich genug. Zum einen ist es der traditionelle Bereich des Grammati­schen, der hier, auf dem sta­ti­stisch leicht zu überprüfenden Niveau der Wortar­ten, vor allem in den Kon­junk­ti­o­nen, Mo­daladverbien, Pronomen bzw. in all­ge­mei­nen Kategorien der Zeit und Negation ent­schei­dend sein dürf­te. Zum anderen nun aber durchaus auch der nicht-funk­ti­o­nel­le Sprach­bereich, der we­gen je­ner Be­din­gungen freilich schon bedeutend formalisiert zur Erschei­nung kommt. Von ei­nem Grund­vo­ka­bu­lar ist so­mit in dem Sinne und mit der Erwartung zu sprechen, daß hierin das sprach­lich wohl Ur­sprüng­lich­ste und Lebendigste, die operative Kompetenz und Beweglichkeit eines Schrift­stel­lers an­ge­trof­fen wer­den kann. Erst nach dieser Reduktion ist es möglich, den so er­mit­tel­ten (Grund-)­Wort­be­stand einer Ein­zel­nacht­wa­che mit dem aller beteiligten Artikel Klingemanns zu konfrontieren, das ist zu untersuchen, ob in der Ab­fol­-


- 9 -


ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/