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III Zu Wim Wenders
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VI Germanistisches

 

RÜCK- UND AUSBLICK

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mensch­li­chen Kul­tur ra­di­kal etwa durch ein neues geneti­sches De­sign ver­ab­schie­den und überdies ein Leben in ethi­scher In­dif­fe­renz füh­ren. Der anderen, geistesgeschichtlich äl­te­ren Ten­denz nach wäre dies frei­lich ei­ne Selbst­täu­schung, da das We­sen des Men­schen insofern selber fun­da­men­tal ethisch be­stimmt ist, als mit der Not­wen­dig­keit zur Selbst­fest­le­gung und -ver­än­de­rung zu­gleich ein Au­to­no­mie­ge­bot ge­geben ist. Ihm zu­fol­ge wäre all das ab­zu­weh­ren, in­di­vi­du­ell und in Solidarität, was die­se exi­sten­tiel­le Beweglichkeit über ein vertretbares Maß hin­aus ein­schrän­ken wür­de. Als gei­sti­ge Haupt­quel­le solch fremd­be­­stimm­ter Ein­schränkungen be­griff man in der abend­län­­di­schen Neu­zeit im­mer deut­licher die christliche Theologie, so­fern sie den Men­schen auf einen göttlichen Schöp­fer zu­rück­be­zog, der sei­ne Kre­a­tu­ren ein für al­lemal festgelegt hätte und diese Fest­le­gung zu­dem über Ge­bo­te und Ver­bo­te zu sankti­o­nie­ren trach­te. Die neu­zeitliche Emanzi­pation von den über­lie­fer­ten theo­lo­gisch-dog­ma­ti­schen We­sens­be­stim­­mun­­gen des Menschen konn­te sich zu­nächst nur im Rah­men einer selber theo­lo­gisch ar­gu­men­tie­ren­den Re­fle­xi­on bewegen.

 

Pico della Mirandola war der erste, der – in noch ju­gend­li­cher Un­be­fan­genheit – diesen prekären Weg ein­schlug. In seiner 1486/87 verfaßten Oratio (Rede über die Würde des Menschen) ist es nie­mand anders als der göttliche Schöp­fer selbst, der den Men­schen in die Verantwortung entläßt und ihm da­zu die Frei­heit des Willens1 einräumt. Das We­sen des Men­schen las­se sich zu­dem nicht in ei­ner be­sonderen aus­ge­zeich­ne­ten Ei­gen­schaft wie seiner In­tel­lek­tu­a­li­tät oder Gei­stig­­keit an­set­zen, son­dern ein­zig in ei­ner Nicht­­de­­ter­­mi­­niert­heit oder Offenheit, die es ihm er­laubt, zu­gleich an al­len an­de­ren Lebewesen teil­zu­ha­ben. Als ein Mikrokosmos kann er dem gesetzlich ge­re­gel­ten Ma­kro­kos­mos ge­stal­te­risch ge­gen­übertreten, kann da­für aber auch ins Tie­ri­sche oder in eine pflan­zen­glei­che Exi­stenz „ent­ar­ten”.2 Denn für Pico soll­te der Mensch als „Former und Bildner seiner selbst” seinen hö­he­ren Möglich- 

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1 Giovanni Pico della Mirandola, Oratio de homi­nis dig­­ni­­ta­­te/Rede über die Würde des Menschen, hg. und über­­setzt von Gerd von der Gönna (Stutt­gart 1997), S. 7f.

2 Oratio, a.a.O., S. 9

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