Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistica
A DER ALTE GOETHE
Briefpartner
Briefkunst
Gesprächspartner
Goethes Tagebuch
Schatten des Todes
Ausg. letzter Hand
Weltliteratur
Geistig vereinsamt
Sekretieren
Erinnerungsschocks
Sich-historisch-Sein
›Warte nur, balde‹
Kollektivwesen Genie
Hypsistarier Goethe
B ZU THEODOR FONTANE
Herr von Ribbeck
Grete Minde
Ellernklipp
Unt. Birnbaum. Quitt
L'Adultera
Schach von Wuthenow
Gegenzeitigkeit
Zur Stechlin-Fontäne
C ZU »BONAVENTURA«
Literar. Identität
Mikrostilistik
Exlusionsphase
›Memnon‹-Nacht
Name und Maske
D ZU AUG. KLINGEMANN
Inhaltsübersicht
Forschung seit 1973
Kandidatenreigen
Sprachstatistiken
K-s Artikel und ›Nw‹
Datierungstabelle
Arnims Nachtwache
Nacht bei Klingemann
Pseud. Bonaventura
Demiurg Shakespeare
Maske »Nihilismus«
»Parallelen«-Debakel
Mimetisches Genie
Prometheus Theater
Braunschweiger Vita
Vampirismus
Zwei Lieblingsorte
Collegium Medicum
Freigeist Lessing
Mentor Eschenburg
Alessandro-Kreuzgang
Weitere Postskripte

 

KREUZGANGS LIEBLINGSORTE: (BURG-)DOMPLATZ UND (MARTINI-)FRIEDHOF

______________________________________________________________________________________________


 

Dom den Be­ob­ach­ter des nächt­li­chen Suizidver­suchs und droht auch ihn, Kreuz­gang, zu ver­stei­nern (4. Nacht­wa­che, a.a.O., S. 47) – 

Es »stand der Zeiger still und grade auf der Mitternachtszahl. Ich schien mir gelähmt und rings um war alles un­be­weg­lich und todt ... Jezt war's vorbei, das Räderwerk der Uhr machte sich Luft, der Zeiger rückte fort«.          

 

Auf ähnliche Weise ergreift es in »Ahasver« den hundertjährigen Vorläufer des Ewigen Juden in einem vordeutenden Traum, fest­ge­hal­ten zwischen Tod und Leben:

»Im alten Kreuzgang, vor dem Gruftgewölbe, / Wo eure Ahnen ruhn, da liegt die Zeit,

Ein graues Riesenbild, aus Stein gehauen ... / Da faßt ein Schlummer mich dicht vor der Pforte,

Daß ich, am Steingebilde niederkauernd,/ Die Augen unwillkührlich schließen muß«.149

 

Inmitten dieses Dombezirks erscheint Ahasver beinahe als eine biographi­sche Schlüsselfigur. Und wenn ich mir zum Ab­schluß dieses Komplexes eine pure Spekulation erlauben darf, dann die, daß August Klingemann in einem der Pup­pen­stü­cke des Burg­platz­the­a­ters einst Ahasver in der Rolle des – Nacht­wäch­ters ge­se­hen haben dürfte. Die Rol­len­ver­schrän­kung zumindest lag nicht fern; der Nacht­wäch­ter, der in man­chen Sa­gen nach dem To­de als Spuk­ge­stalt um­geht, ist in Le­gen­den wie der vom »Ewi­gen Ho­te­mann« wegen eines Vergehens an Christus »zur Strafe ver­wünscht, ewig um­her­ge­hen zu müs­sen und zu bla­sen ... Hier stellt der Nachtwächter offenbar eine Variation des ewi­gen Ju­den dar«.150

 

Um 1790 gab es in Braunschweig 24 öffentlich angestellte Nachtwächter, »welche die Stunden ab­ru­fen müs­sen«, und ver­schie­de­ne privat angestellte »Schnurrwächter«.151 Das Stift St. Blasien unterhielt einen eigenen Nacht­wächter; zur
-------------------------------------------------------------------------------------------

149 Ahasver, Trauerspiel (Braunschweig 1827), S. 19f. Die Starrsucht, eines der eigenwilligsten (Vampir-)Motive Klin­ge­manns und in dau­ern­der Opposition zum Grundmotiv der Mor­genröte (Mem­non!), überfällt und zeichnet den, der un­er­löst, im »Nächtlichen« ein Scheinleben zu führen hat. <...>

150  Adalbert Kuhn, Sagen, Gebräuche und Mährchen aus Westfalen und einigen anderen Gegenden Nord­deutsch­lands (2. Teil, Leipzig 1859), S. 33 (dort weitere Quellen)     151  Ribbentrop, a.a.O. (Fußnote 127), Bd. 2, S. 114

 

- 80 -

ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/