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LITERARISCHER VAMPIRISMUS. KLINGEMANNS NACHTWACHEN. VON BONAVENTURA 

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risch stellen läßt: »Wozu ... die­ses Ungeheuer, un­auf­hör­lich sich selbst ver­schlin­gend, da­mit es sich wie­derum gebären kön­ne, sich gebärend, damit es sich wie­der­um ver­schlin­gen kön­ne?«,51 bei Kreuzgang durch­ge­hal­ten bis zu der Ent­de­ckung, daß das »rei­ne« Ich selbst die­ses Schreck­li­che wä­re, das »im Ver­schlin­gen stets sich wiedergebar«.52

 

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51  Fichte, Die Bestimmung des Menschen (1800), a.a.O., S. 102

52  Im zweiten Teil seiner anonym veröffentlichten Arabeske Die Ruinen im Schwarzwalde (Braunschweig 1799, S. 315-324) bringt Klin­gemann eine Traumszene, die er in Details der Annihilierung und auch im Zu­sam­men­hang mit der Lie­bes­tra­gö­die für die 14. Nachtwache verwenden wird:

»Er blick­te in die Hö­he und siehe! da rolte es über ihm zusammen, und der Himmel wischte sich weg, wie man auf einer nas­sen Ta­fel ein Ge­mälde auslöscht. Keine Sonne strahlte mehr er sah in das ungeheure Weit, das für ihn in Eins zu­sam­men­fiel, da kein Ge­gen­stand ein Ziel bezeichnete. Er­schrok­ken starte er um sich her da schwand auch die Erde im­mer mehr und mehr; ein Stück nach dem an­dern zerbrökkelte. Jezt blieb nur noch der kleine Fleck übrig worauf er lag, und wei­ter war nichts mehr. Es war ihm als stän­de er allein in dem Mit­tel­punk­te des end­losen Nichts, Er wolte aufschreien; aber er hört­e sei­ne eigene Stimme nicht ... er wagte nicht mehr zu ath­men. Da fiel plöz­lich Et­was zu sei­nen Fü­ßen nie­der er sah es blinken es war ein Dolch! Schnell griff er dar­nach ein tie­fer Seuf­zer dräng­te sich aus seiner Brust und in dem Au­gen­blikke schlug er die Au­gen auf und er­wach­te!«

 

Weiterhin »tappt« auch Alessandro wie Kreuzgang nach dem mißlungenen Sui­zid davon und stößt auf seine Ophe­lia, die wahn­sin­nig gewordene Marie, »sie hatte den Schooß voll abgefalner welker Blätter und war äm­sig be­müht die dür­ren Zwei­ge in ei­nen Kranz zu ver­schlingen«.

   Sie stirbt noch in derselben Nacht, und ihre letzten Gebärden finden sich im Um­kreis der ster­ben­den Ophe­lia wie­der: »Sie hob lang­sam den Finger auf und sagte leise: >Still! Marie schläft weckt das ar­me Mäd­chen nicht auf!< Sie leg­te sich auf den Boden nieder und hielt den Athem an sich.«)

   Auch wenn einzelne Ubereinstimmungen sich im Wortlaut noch näher verfolgen lassen (Kreuz­gang: »Es war mir, als stän­de ich dicht am Nichts und rie­fe hinein, aber es gä­be kei­nen Ton mehr...«), so wird doch in der 14. Nacht­wa­che ein neu­es subjektives Prinzip für den Ver­nich­tungs­pro­zeß aufgeboten. Während in den Rui­nen im Schwarz­wal­de et­was als Ka­ta­stro­phe von au­ßen her­an­drängt, der Him­mel »sich wegwischt« und die Erde da­hin­schrumpft bis auf die Stel­le des ge­lähmt Da­lie­gen­den, wird al­les nun als Ge­dankenar­beit des Helden erfahren, der denn auch sogleich die Vi­si­on der ver­glim­men­den Er­de kor­ri­giert (»aber es war nur ein Gedanke von mir, der eben endete«) und des­sen ent­schie­de­ne Ten­denz, nur sich selbst zu den­ken, auch zu einem neuen, einem

 

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