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THE SURVIVORS (00:34)


09:42


Das Remake von Munro nun ist ein kleiner schwarzer Film im Film, in dem die Leitmotive des Haupt­films schon Gestalt an­neh­men. Dazu paßt, daß ,The Survivors in „amerikanischer Nacht” ge­dreht ist – dies sicherlich nicht nur als Reminiszenz an die Nachtszene in Fords  ,The Searchers’ (siehe S. 6), sondern auch in Er­in­ne­rung an Allan Dwan, der mit die­ser „Day-for-Night”-Technik aus­giebig experimentiert hatte. Nach der ersten Ein­stel­lung, die einige Per­so­nen beim Durch­que­ren der „Sea of stones” am Rande einer Dünenlandschaft zeigt, ent­wickelt sich in einer Über­blen­dung aus kreis­för­mi­gen Licht­punkten rasch ein Strahlenkranz, der sich über die Per­so­nen legt. Es sind ge­nau 12 Sterne, angeordnet wie das kranz­för­mi­ge Lo­go der Eu­ro­pä­i­schen Uni­on. Sollte dies nicht schon ein Kontrastbild zu dem hin­ter Cop­po­la ste­hen­den und die­sen selbst be­drän­gen­den ame­ri­ka­ni­schen Pro­duzenten ORION sein? Letzte­rer zeigte eine Zeitlang das bekannte Stern­bild mit dem Gür­tel, acht Ster­ne, die sich zu ei­nem Kreis for­mier­ten und dann, immer rascher herumwirbelnd, von dem O von „Ori­on” ab­ge­löst wur­den. Das jet­zi­ge eu­ro­pä­i­sche Uni­ons­zei­chen wür­de dem­nach die prekäre „europäische Sehweise” an­deu­ten, die Gor­don laut Den­nis an Mun­ro so schät­ze.

   Im Gegensatz zu jenem gewalttätigen Jäger der Antike (Orion) erscheint bei Wenders der Ster­nen­kranz als Passionszeichen, denn diese 12 Sterne flie­ßen zu einer Art Dornenkrone zu­sammen und stimmen so auf die marianische oder christologische Sze­ne­rie um das zu tötende eigene Kind ein. Es läßt sich ei­ne ri­tu­ell sorg­fäl­ti­ge Vor­be­rei­tung dieser Opfertat erkennen. Das Tö­tungs­ta­bu wird zu­nächst dadurch beschwichtigt, daß sich die Kla­ge­lau­te des kon­ta­mi­nier­ten Kindes eher wie die ei­ner Kat­ze an­hö­ren und ihm die Mut­ter ein Schlaf- und Trostlied singt. Sodann mildert auch die Pa­ral­lel­mon­tage das Ge­sche­hen, in­dem wie­der­holt vom Va­ter Mark, der nach Über­prü­fung des Fall­outs mit ei­ner kreisförmig aufleuchtenden Ap­pa­ra­tur (mit eben­falls 12 Licht­pünkt­chen) ein kleines Ske­lett in einem Au­to­wrack filmt, hin zu dem Kind geschnitten wird, dem die Mutter (Joan) so­eben die Ban­da­gen ab­wi­ckelt; und auch hin­über zu Anna, die vor einem Hei­li­gen- oder Ma­ri­en­bild sich ver­geb­lich an der Be­kreu­zi­gungs­ge­ste ver­sucht. Das merk­wür­di­ge Be­ru­hi­gungs­lied der Mut­ter lau­­tet: „The sun will pour on the earth for­ever, daught­er sleep.|... The stars will walk in the sky for­ev­er ...” (03:20-05:06)

   Der Liedtext stammt nicht etwa aus Allan Dwans Vorlage, sondern, geringfügig abgewan­delt, aus der Ro­man­vor­la­ge für John Fords Film, aus Alan LeMays ,The Search­ers’! Als die bei­den nach einem ta­gel­an­gen Bliz­zard vom Schnee zugedeckt da­lie­gen und Mart dem Koma nahe ist, bringt ihn der Komantschenhasser Amos (Eth­an) mit ei­nem To­des­lied der Ko­mant­schen wie­der zu sich:

           „The sun will pour life on the earth forever ...
                (I rode my horse till it died.)
           The earth will send up new grass forever ...
               (I thrust with my lance while I bled.)
           The stars will walk in the sky forever ...
              (Leave my ponys’s bones on my grave.)”
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