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RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
 DER STAND DER DINGE
Sintra vs Hollywood
Fords The Searchers
'The Survivors'
'Zuhause/Heimat'
'Geschichten'
Ersterben der Kamera
   HAMMETT
Zugang zu Hammett
Streifen und Perlen
Neue Existenz
'Der Malteser Falke'
Kunst des Zitierens
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistisches

1:26:57

1:30:22


Wie Munro das geschätzte Buch so innig an sich drückt, deutet schon auf sein Ende hin, den Schuß direkt in sein Herz. In der folgenden Sturm­nacht fährt er mit den Fingern behutsam an einer Kinderzeichnung entlang, die ein Herz im Herzen zeigt; und fährt erneut über seine Herz­ge­gend hin, wenn er drü­ben Gordon gestehen muß, daß sein eigener In­sze­nie­rungs­stil mittlerweile zur Routine erstarrt sei: „Jetzt weiß ich, wie das Er­zäh­len geht. Un­wei­ger­lich läuft den Geschichten das Le­ben aus, und sie sind tot. Unweigerlich tot.” (1:49:36-1:50:39) Zu die­sen und wei­te­ren Zei­chen des Scheiterns und Un­ter­gangs ge­hö­ren auch Annas Verhängen des Spiegels, der nächtliche Anblick des riesigen Ho­tel­schwimm­bads, an dessen Flan­ke wie­der einmal ein Bre­cher her­ein­schlägt, oder auch Munros Metapher: „Die Sonne sah ich sinken – wie ein Schiff”. Und der jäm­mer­lich­ste, um so tiefer berührende An­blick ei­nes Flug­zeugs bei Wim Wenders: ein Nachtflugzeug mit Munro an Bord, das ne­ben der Mon­dsi­chel win­zig wie ein In­sekt sich am Bil­drand da­von­macht (1:24:­08-14).



III.  ,The Survivors’ als apokalyptischer Film im Film



In Los Angeles wird Munros Mietwagen, den er vor dem Hochhaus mit dem Büro von Gor­dons Sekretärin in einer strei­fen­för­mig markierten Park­bucht ab­ge­stellt hat, bald von einem Cabrio umkreist. Und wenig später inszeniert Wim Wenders ei­ne der filmgeschichtlich sub­tilsten Se­quen­zen für je­man­des To­des­nä­he und -ver­fal­len­heit, am Hollywood Boulevard selbst­ver­ständ­lich, wo Munro sich mit Dennis’ Freundin ver­ab­re­de­te, „nur ei­ne Autostunde ent­fernt ... von dem Ort, an dem Murnau zu Tode gekommen ist” (so der Kommentar von Wenders).5 Zuerst tritt hier Frie­d­rich ali­as „Fritz” Munro auf das wie ein Grab­mo­nu­ment ein­ge­las­se­ne fünfzackige Regisseurs-Sternchen seines zweiten Na­mens­vet­ters, sei­nes in Hol­lywood künst­le­risch weithin auf­ge­rie­be­nen Vor­gän­gers Fritz Lang. Nach dem Schnitt sitzt er wartend im Auto und blickt nach ei­nem Mäd­chen hin, das zwischen den Parkstreifen auf Roll­schuh­spit­zen rück­wärts einhertänzelt und mit Zopf und flat­tern­dem wei­ßen Schal so­wohl sei­ner Toch­ter Ju­lia in ,The Survivors’ als auch Debbie in ,The Search­ers’ äh­nelt. Der­weil er­klingt ein Glo­cken­spiel (mit dem Big-Ben-Mo­tiv) und ist im lin­ken Rück­spiegel seines Autos wie ein Kreuz der obere Teil ei­nes Te­le­gra­phen­ma­stes zu sehen. Der Gegenschuß auf Mun­ro zeigt, daß er die Au­gen kaum noch of­fen zu halten ver­mag und daß sein Kopf dann beim letz­ten Schlag des Glo­cken­spiels zu­rück ge­gen die Leh­ne fällt. Der letz­te Schlag dürf­te auf die spä­ter von Gor­don zitierte Szene in Fritz Langs ,Der mü­de Tod’ an­spie­len (vgl. wei­ter un­ten S. 18).

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