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THE SEARCHERS (1:53:37)



IV. Problematische Sinnstiftungen: "Zuhause" und das Erzählen von (Film‑)Geschichten



Jener wie höhnische Vogelruf war eine Antwort auf das Wort ZUHAUSE, das Julia schon von ihrer Mut­­ter als Trost ver­nom­men hat­te („...alles wird gut werden”). In John Fords Odyssee ist es das Sehn­­suchts- und Erlösungswort für Deb­bie und Mart. In Frage ge­stellt wird es erst gegen Ende der Suche, mit den ersten Worten der wie­der­ge­fun­de­nen Deb­bie: „Ich erinnere mich. Ich hab nichts ver­ges­sen. Ich ha­be gebetet, daß du kommst, daß du mich nach Hau­se holst. Aber du bist nicht ge­kommen.” „Aber jetzt bin ich ge­kom­men!” Deb­bie: „Das ist mein Volk ... Geh, Mar­tin, bit­te!” Die Konsequenz, daß Debbie wie die spanische Frau in John Fords spä­te­rem Film ,Chey­enne Au­tumn’ mit den In­dianern weiterziehen kann oder daß der sogleich dazustoßende Ethan sie er­schießt oder von Mart er­schos­sen wird, wird in ,The Searchers’ nicht gezogen, wäre doch sonst der Span­nungs­bo­gen des Films zer­bro­chen – an­ders als im Ro­man, dessen per­spek­ti­vi­sche, alles be­see­lende Zen­tral­fi­gur Mart ist und in dem Amos/­Ethan von einer Squaw er­schos­sen wird, ohne daß dies noch wei­ter kom­men­tiert wer­den müßte. Ford hat denn auch Schwier­ig­kei­ten, Ethans Sin­nes­wan­del plau­si­bel zu ma­chen; des­sen klei­ner Tri­umph, die Skalpierung des von an­de­ren ge­tö­teten Scar, ist dafür längst nicht zu­rei­chend. Das psy­cho­lo­gi­sche Defizit kom­pen­siert Ford durch eine po­e­ti­sche Er­in­nerungs­geste, indem Ethan die vor der Höhle zu Bo­den Ge­stürz­te wie einst das Mäd­chen – bei der Be­grü­ßung im Blockhaus – emporreißt und in die Hö­he streckt. Deb­bie wie­der­um, nun in Ethans Ar­men fort­ge­tra­gen, er­liegt dem Zauber dieser mär­chen­ha­ften Re­gres­sion und schlingt ihre Arme um ihn, als er er­klärt: „Wir ge­hen nach Haus, Deb­bie.” Die Schluß­se­quenz des Films mit dem Heranreitenden, mit der Auf­stel­lung von Lau­rie, ih­ren El­tern und Mose im Schau­kel­stuhl nimmt wie­der in etwa (seitenverkehrt gezeigt) die An­fangs­ein­stel­lung für die Ve­ran­da vor Mar­thas Haus auf und er­scheint voll­ends als Re­sti­tu­tio in in­teg­rum („al­les wird gut wer­den”), wenn Ethan die immer noch wie ein Kind Ge­tra­ge­ne bei Lau­ries Elt­ern absetzt. Füh­ren die bei­den sie ins Haus, zieht sich die Kamera vor ihnen ein Stück wei­ter ins dunk­le Haus­in­ne­re zu­rück und gibt die­se wie endlich ge­si­cher­te Stel­lung nicht mehr preis. Ethan macht noch den Weg für Mart und Lau­rie frei und schaut ih­nen nach; er ver­harrt auf der Ve­ran­da und um­faßt der­weil seinen rechten Ellbogen. Wie zu Beginn des Films ist in die­sem Mo­ment ein stär­ke­rer Wind auf­ge­kom­men; durch die Tür­rah­mung ist schließ­lich noch zu se­hen, wie Ethan sich um­dreht und da­von­schrei­tet, bis die Tür rasch von In­nen her zu­klappt und al­les in Dun­kel­heit hüllt.

Ethans letzte Gebärde erinnert noch einmal an seinen Verlust, an Martha, ihren Arm und gewisse Armgebärden zwi­­schen beiden. Zu­gleich, wie überliefert wird und sich leicht verifizieren läßt, ist diese Gebärde eine Fordsche Er­in­­ne­­rung an die Lieblingsgeste sei­nes frü­hen Freun­des, des Schauspielers Harry Carey (sen.), der an die 30 Fil­­me mit ihm zusammen machte und 1947 starb.10


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