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Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Psychobiologisches
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistica

RÜCK- UND AUSBLICK

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dem Geist” eine eigene psychische Stufe un­mittelbar mitgegeben war (wie dies ja schon Herder für Ver­nunft und Spra­che gel­tend ge­macht hat­te). Zwar nehme der Mensch in un­ter­schied­lichem Aus­maß an den vier unteren bio­psy­chi­schen Le­bensstu­fen teil: am ve­ge­ta­ti­ven „Ge­fühls­drang”, am art­er­hal­ten­den starren „Ins­tinkt”, am be­weg­li­che­ren „as­so­zi­a­ti­ven Gedächtnis” und an der „prak­ti­schen In­telligenz”, auf der höhere Tiere wie die Pri­maten aus Ein­sicht an­ti­zi­pie­rend han­deln, wäh­len und auch Umwege ein­schla­gen können. Aber der alles ver­sach­li­chen­de, di­stan­zie­ren­de, die Trieb­im­pul­se zü­geln­de und eigene Leit­kategorien ent­wickeln­de „Geist” ma­che den Men­schen zum gro­ßen ,Nein­sa­gen­kön­ner’17 des Lebens, der sich ,weltoffen’ verhält, weil er nicht nur den Um­welt­bann bricht, son­dern sich der Wirk­lich­keit und ihren Kategorien Raum und Zeit über­haupt ent­zieht. Diese geistige „Ent­wirk­li­chung” füh­re da­hin, daß der Mensch keinen Stan­dort mehr in der Wirk­lich­keit finden kann, seine Stel­lung in der Welt als prin­zi­pi­ell un­ge­si­chert er­fährt und in der dop­pel­ten Er­fah­rung der Kontingenz alles Sei­en­den so­wie sei­ner eigenen Exi­stenz schau­dernd nach der „Mög­lich­keit des absolu­ten Nichts” frage.18 Die re­li­gi­ö­se oder me­ta­phy­si­sche Ver­an­ke­rung, die Sche­ler an­ge­sichts des an­geblich drohenden Ni­hi­lis­mus als Lö­sung vor­schlägt, ist im Grun­de die zeit­üb­li­che de­rer, die nach Do­sto­jews­ki und Nietzsche ihre re­li­gi­ö­se Ge­bun­­den­heit zu hin­ter­fra­gen be­gan­nen und sich das Aus­maß der ih­nen nicht mehr ga­ran­tier­ten Nor­men vorzustel­len such­ten. Mit ei­nem Schla­ge schien ih­nen al­les weg­zu­bre­chen: „Wenn Gott tot ist, ist al­les erlaubt”.19

    Der existen­ti­el­le oder auch hysterische Schau­der vor der neu­en, in ih­ren Di­men­si­o­nen noch unbekannten Selbst­ver­ant­wor­­tung des Individuums ließ sie nahezu re­flex­ar­tig nach einem neu­en über­welt­li­chen Halt su­chen. Scheler

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17 Scheler, a.a.O., S. 55

18 a.a.O., S. 55 und 88

19  Iwan Karamasows Diktum scheint noch heute als nihilisti­sches Schreck­gespenst zu taugen, wie etwa aus ei­ner Be­kun­dung der „Ge­mein­de Christi Trier” hervorgeht: „Nihilismus be­schreibt die trüb­ste aller Weltanschau­ungen, deren An­hän­ger al­les Absolute leug­nen und an nichts glauben. Danach ist alle Existenz nutzlos und ohne Sinn. Der Nihilist


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