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IV Film und Kindheit
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ERSTER LEBENSRAUM: ERINNERUNGSAUTOMATISMUS ENTLANG DEN ERLEBNISSZENEN
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sen war, kreuz und quer mit Nachforschungen zu Schauplätzen und Per­so­nen. Jene letz­te Emp­fin­dung, allem dort für im­mer ent­frem­det zu sein, dürfte darum nur eine Schock- oder Schutz­re­ak­tion ge­we­sen sein, eine Art Totstellre­flex ge­gen­über der wie vam­pi­ri­schen Be­drohung, die noch von dem Klingelschild aus­ging, hin­ter dem sich mein jugendlicher Wie­der­gän­ger zu verbergen schien. Ei­ne Re­ak­ti­on, die wie das Zer­rei­ßen der Photos im Vorjahr ein Akt der Ver­leugnung war und gleich­zei­tig gutgeheißen wur­de von ei­nem kon­kur­rie­ren­den tieferen Wahr­heitsgefühl. Wie ich jene gestellten Photos als ir­re­le­vant und pseudo-objek­tiv ver­warf, so jetzt die Re­likte meiner alten Wohnumgebung; und hier wie dort ließ sich die Ver­nich­tung als Stei­ge­rung oder Er­ret­tung bio­gra­phi­scher Integrität genießen. Welch heikle Kollision der Selbstempfindungen mit dem un­schätz­ba­ren, oft wirklich un­ab­seh­ba­ren Wert des Dokumentarischen, seien es Photos oder Le­bens­räu­me! Und doch wird man sich von Zeit zu Zeit ähnlich ent­schei­den müs­sen. Immer dort, wo die ma­te­ri­el­len Re­lik­te un­sere Erinnerungsfähigkeit zu blo­ckie­ren dro­hen, wo man nur noch ge­bannt hin­star­ren kann auf ir­gend­ei­ne Lo­ka­li­tät oder auf weiter nicht mehr erklärliche Mo­ment­auf­nah­men, die kaum mehr als die Künst­lich­keit, Ba­na­li­tät und Pein­lich­keit der damaligen Situation doku­mentieren, dort al­so, wo nichts mehr auf ei­nen grö­ße­ren oder noch un­be­kann­ten Zusammenhang hindeutet, sollte man sich dieser Dokumente ent­le­di­gen oder auch die Rück­kehr ein­stel­len. Zu­mal ei­nem ja noch zur Rekonstruktion das von den materiellen Ob­jekten und der räumlichen Begegnung un­ab­hän­gi­ge Er­in­ne­rungs­ver­mö­gen verbleibt, das spürbar hinter jenem tie­fe­ren Wahr­heits­ge­fühl stand und es viel­leicht auch in der Sa­che be­glau­bi­gen könn­te.


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SICHERINNERN: Wohl am leichtesten und luftigsten vor dem Einschlafen, wenn man sich, schon gelöst vom Ta­ge, über ein tau­send­mal durch­lau­fenes Zentrum seiner Kindheit beugt. Erinnerung kann hier zu einem über­ir­di­schen Vermögen werden, das aus ei­ner merk­lich er­höh­ten Perspektive – die sich gelegentlich der Vo­gel­per­spek­ti­ve annähert – eine kontinuierliche Verbindung schafft zwi­schen den zeit­lich aus­ein­an­der­lie­gen­den, in un­se­rem Lebensgefühl aber zu­einanderge­hörigen Episoden, Begegnungen und Phan­ta­sien. Ei­ne zeit­über­schrei­ten­de Kom­position, in der sich die Umgebung wie mit einer Filmkamera fast nach Be­lie­ben ab­fah­ren läßt. Zu dieser mü­he­los und weithin automatisch ablau­fenden Raumer­kundung gesellt sich nun die ei­gentlich sze­ni­sche Er­in­ne­rung, die, mit ein­zel­nen Erlebnisbildern operierend, in dieses Raum­kon­ti­nu­um ihre zeitlich un­ter­scheid­ba­ren Akzente setzt, doch so to­le­rant, daß die oft be­trächt­lichen Zei­ten­ab­stän­de zwischen den Er­leb­nis­sze­nen unwesentlich werden und wir uns in ei­nem so nie­mals er­leb­ten, nun aber in sei­ner Quint­es­senz zu er­fah­ren­den Zeit- und Phanta­sieraum bewegen. Und zwar bleibt es trotz jener


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