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Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
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Psychobiologisches
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistica
FRÜHKINDLICHE  RAUM-  UND  SPIELPOSITIONEN  NOCH  BEIM  ERWACHSENEN

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­hal­te und Untersuchungen Ein­fluß ge­nom­men ha­ben. Hält doch mei­ne wech­seln­den Hauptthemen das Interesse an der pre­kä­ren Über­le­gen­heit von Di­stanz- und Au­ßen­sei­ter­po­si­ti­o­nen zusammen; dies insbesondere bei Literaten und Künst­lern, die ih­re Wer­ke oder auch be­stimm­te Tie­fenschichten weithin ver­schlüsselten und insofern auf un­ab­seh­ba­re Zeit „auf Eis legten”. Mit ih­rer Ent­de­ckung stell­te sich zu­gleich die allgemeinere hermeneutische Fra­ge, wie sich ein solcher Vorsatz, mit der Essenz des ei­ge­nen Wer­kes lang­zei­tig eine Zwi­schenexistenz zu führen und womöglich ganz in Vergessenheit zu ge­ra­ten, mit den üblichen Vor­stel­lun­gen von Über­lie­fe­rung und Traditionsbildung verträgt. Diesen Fragen ging ich 1975 in einer kleinen Studie nach, die das zeit­über­schrei­ten­de Po­ten­ti­al solcher Werke, ihren ver­kapp­ten To­des­trotz und zuletzt auch den metaphysischen Rang der Er­in­ne­rungs­the­ma­tik ver­folg­te.

 

So war denn meine erste Rückkehr 1976 ein noch unsicherer und nur probe­weise getaner Schritt, dem Ver­ges­se­nen und Über­se­he­nen nicht nur wie bis da­hin durch literarhistorische Studien beizukommen, sondern das schlei­chen­de Sich­fremd­wer­den und Sich­hin­weg­ster­ben als mensch­liches Le­bens­schicksal auch für die noch re­la­tiv kur­ze ei­gene Geschichte zu verfolgen und da­ge­gen viel­leicht bes­ser ge­wapp­net zu sein. Wieviel schon da­mals ver­lo­ren­ge­gan­gen oder wie verschüttet war, zeigte je­ner Schock an­ge­sichts des Klin­gel­schilds. Wie­viel noch an­o­nym wei­ter­lebte, empfand ich eher beim Anblick der wie verwunschen da­lie­gen­den – da seit lan­gem vom Hoch­was­ser be­droh­ten – Rheinwiesen, deren alte ächzende Wei­den mich „fröhlich be­klom­men” ma­chen konn­ten. Und wie ty­rannisch sich die einmal verfestigten Erinnerungsbilder und -bahnen gegen neue Ein­drü­cke zu be­haup­ten su­chen, re­gistrierte ich schon in den folgenden Wochen. Doch erst Mitte der 80er Jah­re nahm ich ent­schlos­se­ner die Spu­ren­su­che und -si­cherung für meine Kindheit auf, zunächst überwiegend durch Pho­to­gra­phie­ren der Ört­lich­kei­ten, spä­ter ver­stärkt durch Be­su­che bei Altersgenossen und auch ehe­ma­li­gen Leh­rern.

 

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Abgezeichnet hat sich bei meiner Erinnerungssuche bisher eine innere Ver­wandtschaft zwischen der im früh­kind­li­chen Spiel ge­präg­ten Orientierung im Raum, zwischen Grund­formen des Sozialverhaltens sowie spät erst ent­fal­te­ten Interessen, Denkmu­stern und Pro­blem­stel­lun­gen. Zu erkennen gibt solch ver­deckte Ver­bin­dungs­li­ni­en zwi­schen unseren verschiedenen Le­bens­pha­sen nie­mals die epi­sodisch sich zerstreuende Er­in­ne­rung, son­dern nur das strukturbe­wußte, rekonstruie­rende Sicherinnern, das (halb-)­ver­ges­se­ne und nie recht ver­stan­de­ne Situationen oder Beziehungen erkundet und mit anderen verknüpft. Es könnte zu ei­nem Ge­gen­mit­tel so­wohl gegen den Zerfall als auch gegen die Er­starrung unserer Lebensge­schichte werden. Dies nicht al­lein dank der ge­- 


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