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III Zu Wim Wenders
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VI Germanistica
ZUR KONTROVERSE ZWISCHEN SLOTERDIJK UND HABERMAS
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kannt, daß es nicht der Mensch sei, sondern das Sein, daß die ent­schei­denden „Brie­fe”13 (so Slo­ter­dijk) zu­sen­de; und daß der Mensch nur als Hü­ter oder Hir­te des Seins seine wesentliche Bestim­mung er­fülle.

   Sloterdijk setzt hier neu an, erwähnt die von der Philosophischen An­­thro­­po­­­lo­gie seit Herder dis­ku­tier­ten – und von Hei­deg­ger ig­no­rier­ten – „gat­tungs­ge­schicht­li­chen Wurzeln” des Menschen, sei­nen früh­ge­burt­li­chen Cha­rak­ter und seine „chro­ni­sche ani­ma­li­sche Un­rei­fe”, die ihn zum Seß­haft­wer­den und Häu­ser­bau­en nö­ti­ge; und geht so auf Nietz­sche über, des­sen Zarathustra im Häu­ser­bau der Ge­gen­wärtigen nur noch nie­dri­ge Seel­en erkenne, ge­zähm­te oder „ver­­haus­­­tier­te”, die von den „Klein­züch­tern” der Prie­ster und Leh­rer zu einer schmerz­freien und tu­gend­haft-glück­li­chen Exi­stenz er­­zo­­gen wurden und de­nen man in Zu­kunft „Groß­züch­ter” ent­ge­gen­set­­zen müsse.14

  In Formulierungen wie der von der „alltäglichen Bestialisierung der Men­schen in den Medien ent­hem­men­der Un­ter­hal­tung”15 läßt Sloterdijk kei­nen Zwei­fel daran, daß für ihn der Mensch wie schon im alten Rom im­mer noch und im­mer neu der „Zäh­mung” bedarf, die er im übrigen, trotz aller fak­ti­schen Ver­schrän­ku­ngen, wie­derholt von der „Zücht­ung” ab­grenzt. Im Zu­sam­men­hang mit den züch­­tungs­­po­li­ti­schen Über­le­gun­gen in Platos Dia­lo­gen Politi­kos und Po­li­teia kommt er auf unsere Zu­kunft als Gatt­ungs­we­sen zu spre­­­chen:

Menschen sind selbsthegende, selbsthütende Wesen, die - wo auch immer sie leben – einen Parkraum um sich er­zeu­gen.” In der Zukunft werde es „wohl dar­auf ankommen, das Spiel aktiv auf­zu­grei­fen und einen Codex der An­thro­po­tech­ni­ken zu for­mu­lie­ren ... Ob aber die langfristige Entwicklung auch zu ei­ner ge­ne­ti­schen Reform der Gat­tungs­ei­gen­schaf­ten führen wird – ob ei­ne künftige An­thro­po­tech­no­lo­gie bis zu einer expliziten Merk­mals­pla­nung vor­dringt; ob die Mensch­heit gat­tungs­weit eine Umstel­lung vom Ge­bur­ten­fa­ta­lis­mus zur op­ti­o­na­len Geburt und zur prä­na­ta­len Se­lek­tion wird vollziehen kön­nen – dies sind Fra­gen, in de­nen sich, wie auch im­mer ver­schwommen und nicht ge­heu­er, der evo­lu­tio­nä­re Ho­ri­zont vor uns zu lich­ten be­ginnt.”16

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13 a.a.O., S. 29   14 a.a.O., S. 37-40     15 a.a.O., S. 16     16 a.a.O., S. 48 und 45-47

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