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Blindwütiges Abknallen von Büffeln in THE SEARCHERS (1:07:08)



Munro, eingeholt von seiner Lektüre der SEARCHERS
DER STAND DER DINGE (45:46)

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das nach dem Talionsprinzip („... Zahn um Zahn”) mimetisch zu einer unwillkürlichen Angleichung an den verhaßten Feind führt, vom Ausschießen der Au­gen an über das Nieder­metz­eln des Viehs bis hin zum Skal­pie­ren. Der drei Jahre nach Ende des Bür­ger­kriegs im Militärrock Zu­rück­ge­­kom­mene halte nicht viel vom Waf­fen­stre­cken und ha­be sei­nen Sä­bel noch nicht gegen einen Pflug eingetauscht, er­klärt er dem Pfar­rer (der bib­li­schen Vi­si­on in Je­sa­ja 2,4 wie zum Hohn). In die­­­sem Stil macht Ethan wei­ter, wenn er den Pfar­rer bei dessen Grab­ge­bet un­ter­bricht und ihn spä­ter, nach­­­­­dem er dem to­ten Ko­mant­schen die Augen aus­schoß, über den „Glau­ben” der In­di­a­ner be­lehrt.

   Ethans barbarische Rachsucht droht die ersehnte Heimkehr zunehmend zu vereiteln. Die Lö­sung die­ses odys­se­i­schen Ziel­kon­flikts sucht Ford wie schon Le­May selbst­ver­ständ­lich nicht mehr in einem an­ti­ken, son­dern in ei­nem christlichen oder hu­ma­ni­sti­schen Horizont. Der Ver­zicht auf Rache gilt so auch für den re­flek­tier­ten „eu­ro­pä­i­schen” Regisseur Munro, der al­ler­dings alles daransetzt, Gordon zu stellen und ihn auch wirk­lich zur Aus­spra­che zwingt. Der Fil­me­ma­cher Wim Wen­ders weist denn auch die vier- oder dreigliedrige Klaue keiner Per­son aus­schließ­lich zu. Wohl trägt Gor­don ein be­son­ders osten­sib­les Ex­em­plar in seiner Hemd­mu­ste­rung, doch wird dies erst in dem Augenblick ent­hüllt, als er von sei­nen Geld­ge­bern zu erzählen be­ginnt. Diese Klaue alias Mafiahand steht dem­nach pri­mär für ei­ne dem Pro­fit hö­ri­ge Film­bran­che, die sich – nicht nur von „Kre­dit­hai­en” wie de­nen hin­ter Gordon – immer wieder zu Konzessionen an den ver­meint­li­chen Mas­sen­ge­schmack nö­ti­gen läßt. Se­kun­där greift die­se Kor­rup­tion, wie bei John Ford das Vergeltungsprinzip, auf alle da­von Be­trof­fe­nen über, die da­r­um hier wie dort, nach dem Aus­maß ih­rer Be­tei­li­gung, das jeweilige Stigma des – mit­ver­schul­de­ten – Un­ter­gangs tra­gen.


Wie Wenders Fords Film und LeMays Buch aufnimmt und in seine eigene Thematik umsetzt, läßt sich am be­sten an dem Nacht­stück er­ken­nen, in dem Mun­ro aus seinem Alptraum geris­sen wird (45:15-47:31). Mit dem skalpähnlich ab­ge­nom­me­nen Zopf seiner Tochter Julia da­lie­gend, ruft der of­fen­bar von der „Sea-of-stones”-Sze­ne Träumende aus: „Laßt mir meinen schwarzen Stein, meinen Stein! Gordon, ich seh dich ...” Wie zur Ant­wort zer­splittert darauf­hin ei­ne Fen­ster­schei­be und wird vom Seesturm ein massiver Gegenstand ins Zimmer ge­schleu­dert: Es ist ein schwar­zer drei­glie­dri­ger Strunk, der mehr ei­ner Klaue oder auch schon ei­nem ver­kohlten Kadaver gleicht. Im Um­schnitt zeigt die Ka­me­ra von drau­ßen, wie Mun­ro durch das Loch in der Fen­ster­schei­be her­aus­steigt; im Ge­gen­schuß er­blickt man die to­sen­de See. Wenn er wie­der zu­rück­geht, ist im Hin­tergrund an der Wand eine Zeichnung aus­zu­ma­chen, die ein um­riß­haft skiz­zier­tes Ob­jekt (die Ho­tel­an­la­ge?) so dar­stellt, als wür­den zwei Ge­stalten von Pfeilen durchbohrt. Die Kamera aber ver­harrt noch ein­mal nah auf der Stel­le, wo ein Bre­cher durch die Mau­er­lü­cke her­ein­schlägt. Im Off hat der­weil Munro die Stel­le aus ‚The Search­ers’ über ei­nen für Mar­tin un­heil­dro­hen­den Stumpf eines Wa­chol­der­strauchs zu le­sen be­gon­nen. Die­ser hät­te für ihn je­des­mal „beinah die Form eines Menschen oder ei­nes ver­schrumpf­ten Leich­nams. Ei­nen Arm aus­ge­streckt wie bei ei­ner ge­krümm­ten Ge­ste des Schmer­­zes oder viel­leicht war­nend”. So un­er­klär­lich ihm das „Gefühl von un­ab­wend­ba­rem Ver­der­ben” sei, so sehr sei er doch da­von über­zeugt, „daß das ein Zei­chen für ihn dar­stell­te”. Mun­ro schlägt das Buch, auf des­sen Sei­ten sei­ne vier Fin­ger la­gen, zu und zi­tiert noch aus dem Ge­dächt­nis ei­ne nach­fol­gen­de Stel­le: „Ei­ne bö­se Weis­sa­gung er­füllt sich im­mer”. Dann legt er den Zopf­­skalp nie­der auf den Strunk und fällt in ein schluch­zen­des La­chen.


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