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LITERARISCHER VAMPIRISMUS. KLINGEMANNS NACHTWACHEN. VON BONAVENTURA 

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Muncke gewesen sein, dessen Nachfolger schon am nächsten Tag vereidigt wurde,152)»wohl dem der Konnexionen hat«, wie Kreuzgang bei seiner Anstellung als Nachtwächter bemerkt. Johann Christoph Muncke, Sohn eines Amtsdieners, war 1794 in der Stellung eines Bedienten zu St. Blasien getraut worden; irgendwann wurde er dann »Stiftsnachtwächter«, als welcher er laut Kirchenbuch des Blasiusdoms »in einem Alter von 35 Jahren am Schlagfluße starb«.153) Er hat seinen Dienst unter den Augen »Bonaventuras« verrichtet, war seinerzeit nicht wesentlich älter als dieser und mit dem Dom-Burg-Bann so vertraut, daß man nicht von dem Gedankenspiel lassen kann, ob und wieweit wohl Christoph Muncke in das »Nachtwachen«-Projekt eingeweiht war oder selber gar über seine soziale Herkunft ei­niges zu dem Nachtwächter Kreuzgang beigesteuert hat.


*


Neben dem gotischen Dom wird der Friedhof als Lieblingsort des Nachtwächters herausgehoben aus der Anonymität der Nacht. Wenn ich nun nach dem möglichen Braunschweiger Urbild für den Kirchhof der 16. Nachtwache geforscht habe, so wiederum mit der Maßga­be, daß der Dichter Klingemann keine auch nur annähernd detailgerechte Übersetzung oder gar Beschreibung hinterlassen wollte und konnte.

    Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es noch ungefähr 16 Kirchhöfe innerhalb der Stadtmauern Braunschweigs, Be­erdigungen in der Stadt selbst aber waren seit 1772 äußerst selten und wurden etwa 1797 ganz eingestellt.154) Die Lageangabe durch Kreuzgang scheint darum nicht nur metaphorisch gemeint zu sein: »Ich besuchte auch in dieser Nacht meinen Lieblingsort, dieses Vorstadtstheater, wo der Tod dirigirt ...« (a.a.O. S. 184)


Nun führen Meier/Schadt nicht weniger als 21 Kirchhöfe vor den Toren der Stadt auf, die seit dem 18. Jahrhundert benutzt wurden. Einen ersten Fingerzeig gibt uns erneut Klingemanns früher Ritterroman »Die Asseburg«, in dem außer

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152  Paul Zimmermann, Die Dompfarre zu Braunschweig im Rahmen des Stiftes St. Blasii. In: Braunschweigisches Magazin 1922, Nr. 4 u. 5 (S. 18)

153  Kirchenbuch des Blasiusdoms im Stadtarchiv Braunschweig, Nr. 217c, G III 1: Bd. E 310, S. 77 rechts (Beerdi­gungen 1796-1814)

154  Vgl. H.  Meier/W. Schadt, Die Kirchhöfe vor den Toren der Stadt Baunschweig. In: Braunschweigisches Maga­zin 1920, S. 1-9

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