Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA
A Der alte Goethe
B Zu Theodor Fontane
C Zu »Bonaventura«
D Zu Aug. Klingemann
Inhaltsübersicht
Forschung seit 1973
Kandidatenreigen
Sprachstatistiken
K-s Artikel und ›Nw‹
Datierungstabelle
Arnims Nachtwache
Nacht bei Klingemann
Pseud. Bonaventura
Demiurg Shakespeare
Maske »Nihilismus«
»Parallelen«-Debakel
Mimetisches Genie
Prometheus Theater
Braunschweiger Vita
Vampirismus
Lieblingsort Dom
Der Friedhof
Freimaurer Lestwitz
Collegium Medicum
Leisewitz
Freigeist Lessing
Collegium Carolinum
Alessandro-Kreuzgang
Student in Jena
Der Domfriedhof 1973
Drei Rezensionen
Ruth Haag 1987
Kunstfehde/Werdegang
Schellings System-

 

                                                                                                                     WEITERE  POSTSKRIPTE 

 

FINALE  KUNSTFEHDE  KLINGEMANNS

_________________________________________________

 

 

 

Bildquelle: Ruth Haag, »Noch einmal. Der Verfasser der ›Nacht­wa­chen von Bo­na­ven­tu­ra‹, 1804«.

In: ›Euphorion‹ 1987 (Bd. 81, Heft 3, S. 286-297), Abbildung S. 2

 

 

 

 

     RUTH HAAG 1987 – DEA EX MACHINA

___________________________________________________

 

 

 

 

Doctor Horst Fleig neben dem Grabkreuz von Doctor August Klingemann alias

»Bo­na­ven­tu­ra«; Braunschweiger Domfriedhof im Oktober 1991 (Foto von Ruth Fleig)

 

Seit 1892 befindet sich das oben abgebildete Dokument im Besitz der Universitätsbibliothek Amsterdam (Manuskriptsammlung Died 75 Fk 1-10) und wurde erst 1987 von Ruth Haag kritisch gesichtet und veröffentlicht:

   Es ist ein siebenseitiges Verzeichnis der Werke Klingemanns von fremder Hand (rechte Bogenseite) mit eigenhändigen Korrekturen und Ergänzungen Klingemanns aus dem Jahre 1830 (linke Bogenseite). Bei den Ergänzungen führt er hier auch drei seiner pseudonym veröffentlichten Werke an, nämlich Albano der Lautenspieler‹, ›Die Lazzaroni‹ sowie Nachtwachen von Bonaventura‹. 

   Die Bibliothekarin Dr. Ruth Haag hatte sich damals nicht mit den Nachtwachen‹ oder der Frage nach der Identität »Bonaventuras« befasst, sondern war bei der Auswertung des literarischen Nachlasses von Pieter Arnold Diederichs (1804-1874), einem Amsterdamer Buchhändler und Publizisten, auf dieses Werkverzeichnis Klingemanns gestoßen. Welch be­merkenswert schöner theatralischer Abschluss in Sachen »Bonaventura« – Dea ex machina!

 

Postskriptum November 2018

 

Dass diese bibliographischen Ergänzungen offenbar nie im Druck erschienen und Klingemann die Sache nicht weiter verfolgte, dürfte sich durch sein turbulentes Lebensende erklä­ren. Von dem inkompetenten Braunschweiger Herzog Carl II. im September 1829 als Hoftheaterdirektor entlassen, erhielt er nach der Septemberrevolte 1830 und der Flucht des Herzogs sogleich sein Amt zurück, erlag aber schon am 25. Januar 1831 mit 53 Jahren einer Lungenembolie. Wenig später wurde Carl II. vom Deutschen Bund wegen »einer in Aus­übung der Regierungsgewalt bewiesenen Bösartigkeit« für nicht regierungsfähig erklärt und attestierte ihm sogar sein langjähriger Fürsprecher Metternich den Zustand der »Geistes­zerrüttung« (so Heinz Häfner in: Ein König wird beseitigt. Ludwig II. von Bayern München 2011, S. 207).

   Ruth Haags glücklicher Fund bestätigt darüber hinaus meine Vermutung (in Literarischer Vampirismus‹, a.a.O. S. 155-163), dass Klingemann in der zermürbenden Theaterfehde mit dem psychopathischen Herzog in den kritischen Jahren zwischen 1828 und 1830 Spuren legte, die auf ihn als Verfasser der Nachtwachen von Bonaventura‹ hinweisen sollten. Dafür knüpfte er vor allem an die im Braunschweig-Wolfenbütteler Mitternachtblatt‹ Ende 1827 aufgekommene Diskussion um Schelling-»Bonaventuras« Gedicht Die letzten Worte des Pfarrers zu Drottning auf Seeland‹ (1802) an:

    Im Juli und Oktober 1829 ließ er in dieses Blatt Szenen aus seinem erst 1830 gedruckten Drama Bianca di Sepolcro einrücken, die ostentativ auf jenes Schellingsche Nachtstück und seine eigene Darstellung in der 10. Nachtwache zurückdeuten. Und zwar behandelt dieses Trauerspiel die Fehde des Malerkünstlers und ausgebildeten Schwertfegers »Helio­dor« mit seinem gräflichen Mäzen und angehenden Todfeind Grimaldi und schließt, wie einst bei Schelling und in der 10. Nachtwache, mit dem schwarzromantischen Motiv der Braut im Grabe. Diese, Heliodors geliebte Halbschwester Leonora (»Bianca« oder »Die weiße Rose«), wird für ihre Flucht vor der drohenden Klosterexistenz von ihrer als Vampir verlarvten

 

- 108 - 

Weiter

 

Top
http://www.fleig-fleig.de/