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VI Germanistica


„CHARLY” Meeßen und Sohn „EBU” (Eberhard) vor oder nach dem Unterricht
Karikatur von Wim Wenders in der „Bierzeitung” der UII (1962)


Herr Hebel muß auch andere Fachlehrer von meinen theor­e­ti­schen Anstrengungen in Kenntnis gesetzt ha­ben. Auf ein­mal näm­lich wer­de ich in allerlei kleine Dispute ver­wi­ckelt, kommt unser Französischlehrer Hans-Walter Sundermann wie­der­holt auf den ‚Bo­va­rys­me’ bei Flaubert zu­rück, fragt in „Ge­mein­schafts­kun­de” der junge Stu­di­en­as­sessor Karl-Josef Hamm nach mei­ner Ansicht über die Wil­lens­frei­heit und lau­ert mir gar der un­säg­li­che „Trap­per” en pas­­sant mit der Frage nach dem We­sen des Men­schen auf.


Ebenso weist mich unser
Mathematiklehrer Karl Meeßen alias Charly” von Zeit zu Zeit auf Gemeinsamkeiten zwischen der ma­­the­­ma­ti­schen und der phi­lo­so­phi­schen Ar­gu­men­ta­tion hin. Ob­gleich ich merke, daß er mich dadurch in mei­nem schwäch­sten Fach anzustacheln sucht, nehme ich ihm sein Interesse am vergleichenden theo­re­ti­schen Blick ab. Schon in der spä­ten Mit­tel­stu­fe, als er uns auch in Phy­sik und Chemie un­ter­rich­tet, di­stan­ziert er sich mit ei­ner Selbstironie, die ich von Leh­rern so über­haupt nicht ken­ne, vom eigenen fachlichen Trei­ben, spe­zi­ell von sei­nen oft stockenden oder sprung­haf­ten ma­the­ma­ti­schen De­mon­stra­ti­o­nen und ge­le­gent­lich miß­lin­gen­den na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Ex­pe­ri­men­ten. Da­für rühmt er die Über­le­gen­heit des Theo­re­ti­kers ge­gen­über der stu­di­en­rät­li­chen Praxis und führt ein­mal de­mü­tig aus, wie der „klei­ne Gauß” die Re­chen­auf­ga­be seines Schul­mei­sters, alle Zahlen von 1 bis 100 zu ad­die­ren, so ge­ni­al ge­mei­stert hät­te.

   Mit seinen auch ironischen Hinweisen bringt es „Charl­y” irgendwie fertig, daß ich mich in den Monaten vor dem Abi­tur zum er­sten­mal aus­dau­ernd mit der Ma­te­rie befasse, bald einigen Spaß an der Mathematik fin­­de und mich im Schrift­li­chen Abi­tur so­gar zu­rück­halten muß, um nicht Ge­fahr zu laufen, etwa „gut” zu schrei­­ben und deswegen in die Münd­li­che Prü­fung zu müs­sen. Als ich ihn nach Ver­lesen der schrift­li­chen Prü­­fungs­­auf­ga­­ben frage, ob er mir zu­sa­gen kön­ne, mich im Falle einer „be­frie­di­gen­den” Arbeit später un­be­hel­ligt zu las­sen, lacht er laut auf und ver­spricht es mir fest. So et­was wäre ihm noch nicht vor­ge­kom­men! Noch Minuten spä­ter, als wir schon schrei­ben, se­he ich ihn beim Auf- und Ab­ge­hen lächelnd den Kopf schüt­teln.

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