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HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
OB-Sterkrade 1955-65
VI Germanistica

Horst Fleig im 4. Schuljahr (Juli 1954)

Eingangsbereich der evangelischen Schloßschule Oberhausen-Holten (Januar 1990)
Die 1900 errichtete Schule wurde 1996 abgerissen.

 

Erinnerungen an meine beiden Grundschuljahre in Oberhausen-Holten

Frühjahr 1953 bis Frühjahr 1955



Diese Erinnerungen an meine Holtener Grundschulzeit habe ich so weit wie möglich aus der Perspektive und in der stark emotional gefärbten Sprache des da­ma­li­gen Kindes be­schrie­ben. Und zwar, sofern nicht fett markiert, in dieser Schrift und Größe.

Spätere Ergänzungen und Kommentierungen von mir, dem Erwachsenen, habe ich durch diese kursive Schrift ge­kenn­zeich­net.



Glaubensstreit um die Existenz des „Osterhasen”

 

Nach der katholischen Dorfschule in Alt-Walsum komme ich nun, gegen Ende des 2. Schul­jah­res, am neuen Wohn­ort in eine Schule, die nur „evangelische” Schüler wie mich aufnimmt. Mei­ne Klassenlehre­rin, „Fräulein Bender”, ist schon älter, grau­haa­rig und rundlich wie meine Oma. Sie trägt ei­ne beinahe randlose Brille und ent­fernt sich nur selten von ihrem Sitzplatz. Sie spricht mit fe­ster und doch freundli­­cher Stim­me und scheint nachsichtig zu sein. Bald je­doch, kurz vor Ostern 1953, widerfährt mir Fol­gen­des bei ihr:

   Ich sitze weit hinten bei der rechten Wand; die Bankreihen scheinen zu mir hin hochzusteigen. Vor­ne links sitzt das Fräulein und spricht mit uns über den „Osterhasen”. Während noch einige Kinder durch­ein­ander reden, rufe ich auf­ge­bracht und auch tri­um­phie­rend, weil ich es ja besser weiß, da­zwi­schen: „Aber den Osterhasen gibt es doch gar nicht!” Die an­deren reden weiter, schei­nen es nicht ge­hört zu haben. Unsere Lehrerin dagegen dreht sich – nach ei­nem Mo­ment des Zögerns? – zu un­se­rer Reihe hin und fragt scharf und feind­se­lig: „Wer hat das ge­rade ge­sagt?” Ich bin über­rascht und schwei­ge. Schon befindet sie sich drunten vor mei­ner Rei­he und fragt sich von Bank zu Bank zu mir hin durch ... Sie droht noch, die ganze Bankreihe zu bestrafen, wenn sich der Be­tref­fen­de nicht mel­det. Ich kann es jetzt aber nicht mehr ge­stehen. Noch Tage oder Wo­chen danach habe ich ein schlech­­tes Ge­wis­sen.

Ein wechselseitiger Vertrauensbruch. Zunächst greift die liberale Lehrerin zu autori­tären Mitteln, zu Ver­hör- und Er­pres­ser­me­tho­den, als sie ihr Un­ter­richtsziel oder vielmehr das ihren Schülern unterstellte Har­mo­nie­be­dürf­nis ge­fähr­det sieht. Meine heftige, aus Herzen und Ein­sicht kommende Inter­vention bricht vor dieser unerwarte­ten Aggression so­fort in sich zu­sammen. Dabei mei­ne ich zu spüren, daß es


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