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Checkpoint auf der I-10 in Westtexas



Rechts oben: Gerichtsverhandlung in Langtry unter Vorsitz von
„Judge” Roy Bean (um 1895)
Darunter: Bean und sein Handwerkszeug



Quellen: http://farm3.static.flickr.com/2353/1795944765_170d98014a.jpg                                                                                  www.texasbob.com/travel/images/tbt_jrbean2.jpg

                                                                                                                                           http://angam.ang.univie.ac.at/western2000/pres/lawbreakers/historical_roy_bean.htm                      


Über Alpine kommen wir bald wieder zurück nach Marathon und nehmen nördlich vom Big Bend die U.S. Route 90 nach Del Rio. Die Big-Bend-Re­gi­on selbst gilt - um 2000 - als die durchlässigste Grenzregion der Staaten. An drei Fähr­sta­ti­onen, die me­xi­ka­ni­schen Dörfern ge­gen­über­lie­gen, kann man sich oh­ne weitere Kontrollen in einem Boot über den Rio Grande rudern las­sen, in­dem man sich einfach durch Zuruf jen­seits be­merk­bar macht. Ei­nen Paß sollte man frei­lich für alle Fälle bei sich füh­ren. Von mo­bi­len Grenzkontrollen hatten wir gelesen, aber auf dem Hin­weg nichts da­von be­merkt. Erst jetzt, gut 50 Mei­len nörd­lich vom Rio Gran­de sehen wir auf einer Nebenstraße einen Check­point für „Im­mi­grants” vor uns. Wie aus­ge­schil­dert, re­du­zie­re ich wie­der­holt die Geschwindigkeit und fahre zu­letzt im Schritt-Tempo auf einen Polizisten zu und so­dann, als die­ser kei­ne Re­ak­ti­on zeigt, langsam weiter. Im Rück­spie­gel se­he ich Sekunden später, daß er wie fassungslos die Hän­de auf die Ober­schen­kel schlägt und sich sei­nen Kol­le­gen im bereitstehenden Strei­fen­wa­gen zudreht. Auf der Stelle wen­de ich nun und er­klä­re ihm dann, der An­sicht ge­we­sen zu sein, pas­sie­ren zu dür­fen, zu­mal wir ja keine „Im­mi­gran­ten” wä­ren. Er nimmt dies kom­men­tar­los hin und über­prüft nur noch gründ­lich un­se­re Papiere.

 

In den nächsten Stunden geht es durch Gebirgslandschaften von 1200 Metern Höhe wiederholt merklich bergab, bis wir eine gu­te Stunde vor Del Rio und kurz vor dem Pecos River zur Ortschaft LANGTRY kommen. Sie wurde uns schon zig Meilen vorher durch ei­nen pri­va­ten Rund­funk­sen­der als Wir­kungs­stät­te des legendären „Judge Roy Bean” an­ge­kün­digt. Ohnehin wollten wir wegen des char­man­ten We­sterns von Wil­li­am Wy­ler (‘Der West­er­ner’, 1940) hier ei­nen Zwischenstop einlegen. Im Film spielt Wal­ter Bren­nan den Sa­loon­besitzer und selbstherrlichen (ehe­ma­li­gen) Frie­dens­rich­ter Roy Bean und Gary Coo­per ei­nen des Pfer­dedieb­stahls beschuldigten Fremden, der seinen Kopf gewitzt aus der Schlin­ge zieht, in­dem er die von Bean glü­hend ver­ehr­te Schau­spie­le­rin Lillie Langtry als seine gute Be­kann­te ausgibt. In Abwandlung des lan­des­weit be­kann­ten Spru­ches „West of the Pe­cos there is no law, west of El Pa­so, there is no God” bezeichnete sich der historische Roy Bean selbst als „The Law West of the Pe­cos” und beug­te öf­ter das Recht mit skurrilen bis skru­pel­lo­sen Ur­teilen. Die Ver­hand­lun­gen fan­den nach Mög­lich­keit auf der Ve­ran­da des Sa­loons statt; da er über kei­ne Ge­fäng­nis­zel­le verfügte, wurde der für schul­dig Be­fun­de­ne je­desmal mit einer Geld­stra­fe (so­wie ei­ner „Run­de für al­le”) belegt und blieben Be­trun­ke­ne bis zu ih­rer Er­nüch­te­rung an einen Baum vor dem Sa­loon angekettet. In den Staa­ten be­kannt mach­te ihn 1896 die Umgehung des te­xa­ni­schen Box­kampf-Ver­bots, indem er den Welt­mei­ster­schafts­kampf im Schwergewicht auf ei­ner schon zu Me­xi­ko ge­hö­ren­den gro­ßen Sand­bank im Rio Gran­de aus­tra­gen ließ (siehe dazu http://boxrec.com/media/index.php/Peter_Maher_vs._Bob_Fitzsimmons_%282nd_meeting%29).

   Seine rührende Verehrung für Lillie Langtry ging so weit, daß er seinen Saloon nach ihrem Geburtsort „The Jersey Lil­ly” tauf­te und für ihren er­sehn­ten Be­such schon ein als „Opera House” bezeichnetes Gebäude gegenüber dem Sa­loon erbauen ließ. Sei­ne Ein­la­dung nach Langtry nahm sie erst an, als er wahr­heits­wi­drig behauptete, die Stadt nach ihr benannt zu ha­ben. Mo­na­te vor dem Be­such starb Bean an den Folgen eines Al­ko­hol­ex­zes­ses.

   Wir schauen uns die Ausstellung (mit Dioramaschau) im wohlerhaltenen Saloon und das von Bean bewohnte „Ope­ra House” an. Se­hens­wert ist auch der ne­ben­an angelegte große Kakteengarten.

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