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RUTH FLEIGS GALERIE
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HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
A ZUR ANTHROPOLOGIE
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Pico della Mirandola
Michel de Montaigne
J. G. Herder
Max Scheler
Helmuth Plessner
Rück- und Ausblick
B ERINNERUNGSBILDUNG
Schock der Rückkehr
Erinnerungsautomatik
Wuchernde Phantasie
Seel. Raumpositionen
Sprache und Erinnern
Besuch als Korrektiv
Identitätsfragen
Steuernde Phantasie
Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Selbsterweiterungen
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA

RÜCK- UND AUSBLICK

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ohne Rückweg allerdings zu überholten, wenn auch liebenswerten Stadien wie der antiken „unbefangenen Art, die Welt anzusehen”.14 Für Herder kann dieser permanente, dank der Überlieferung relativ gesicherte Zugewinn nur zum Guten führen und besteht seiner (Glaubens-)Überzeugung nach einzig und allein darin, dass „mit der Zei­ten­folge auch die Vernunft und Billigkeit unter den Menschen mehr Platz gewinnen und eine daurendere Humanität be­för­dern.15

 

Max Scheler gehörte zu den wenigen (pan-)theistisch orientierten Denkern des 20. Jahrhunderts, die auch für das postmetaphysisch orientierte Denken anregend blieben, weil sein Konzept einer absolutenWeltoffenheit des Men­schen für anthropologische Theoretiker wie Helmuth Plessner eine Herausforderung bedeuten musste. In rein bio­lo­gi­scher Betrachtung verwirft Scheler jede theoretische Annäherung vom Tier her an den Menschen, da dieser naturhaft nur ein „krankes, zurückgebliebenes, leidendes Tier” sei und in seiner „Lebensrichtung” in eine „Sack­gas­se” geraten wäre.16 Eine Rettung „dieser organisch so schlecht angepaßten Art” war für ihn nur möglich, weil mit dem „Geist” eine eigene psychische Stufe unmittelbar mitgegeben war (wie dies ja schon Herder für Vernunft und Sprache geltend gemacht hatte). Zwar nehme der Mensch in unterschiedlichem Ausmaß an den vier unteren biopsychischen Lebensstufen teil: am vegetativen „Gefühlsdrang”, am arterhaltenden starren „Instinkt”, am be­weg­li­cheren „assoziativen Gedächtnis” und an der „praktischen Intelligenz”, auf der höhere Tiere wie die Primaten aus Einsicht antizipierend handeln, wählen und auch Umwege einschlagen können. Aber der alles versachlichende, distanzierende, die Triebimpulse zügelnde und eigene Leitkategorien entwickelnde „Geist” mache den Menschen zum gro­ßen ,Neinsagenkönner’17 des Lebens, der sich ,weltoffen’ verhält, weil er nicht nur den Umweltbann bricht, sondern sich der Wirklichkeit und ihren Kategorien Raum und Zeit überhaupt entzieht. Diese geistige „Entwirklichung” führe dahin, dass der Mensch keinen Standort mehr in der Wirklichkeit finden kann, seine Stellung in der Welt als prinzipiell un­ge­si­chert erfährt und in der doppelten Erfahrung der Kontingenz alles Seienden sowie seiner eigenen Existenz schau­dernd nach der „Möglichkeit des absoluten Nichts” frage.18 Die religiöse oder metaphysische Verankerung, die

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14 a.a.O., S. 412-414   15 a.a.O., S. 411

16 Max Scheler, Die Stellung des Menschen im Kosmos (7. Aufl. Bern und München 1966), S. 61f.  
17 Scheler, a.a.O., S. 55         18 Scheler, a.a.O., S. 55 und 88


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