Quellen: http://4.bp.blogspot.com/-Rj7v9N7AmM0/T9YbcZSSqAI/AAAAAAAAGpA/MvxD-jU2kqg/s640/Matices+(4).JPG www.juntadeandalucia.es/averroes/iesvicen/depart/lat/roque3.html
Über
eine Treppe im Garten des Tanzes gelangen wir zu dem höhergelegenen
Merkurgarten (Jardín
de Mercurio), dem letzten in dieser
Gartenreihe direkt bei den Alcázarpalästen.
Eigentlich ist es eher ein großes Gartenbecken mit der
Brunnenstatue eines einst vergoldeten bronzenen Merkur
im Zentrum. Das ihm zugeleitete Wasser ergießt sich aus circa
15 Metern Höhe vom Dach des Gotischen Palastes hinunter
in das Becken. Es wurde bis ins späte 16. Jh. über einen
römischen Aquädukt von dem gut 40 km entfernten
Höhenzug der Alcores bei Carmona
herangeführt und diente zuvor der Bewässerung der
hier angelegten arabischen Gemüse- und Obstgärten.
Mit
Merkur alias Hermes wird die schon im Troja-Garten angesprochene und
im nachfolgenden „Garten der Damen” näher ausgeführte
Vorgeschichte dieses Kriegsgeschehens berührt,
das von den spanischen Herrscher offenbar als Menetekel verstanden
wurde. Der Götterbote war ja Zeuge bei dessen
Auslöser, dem Urteil des Paris, und konnte als Gott der
Händler – und
der Diebe – zugleich
als Triumphfigur des weltumspannenden spanischen
Handelsimperiums in Szene gesetzt werden. Die Merkurfigur selbst, so
heißt es, wurde nach dem Vorbild des Hermes
des Praxiteles gearbeitet,
doch kam dieser erst im 19. Jh. in Olympia wieder ans Tageslicht,
so daß das Vorbild allenfalls eine unbekannte
schlechte römische Kopie gewesen sein könnte. Wenig
ist von dem aparten Hüftschwung geblieben, auch
hat die hier eher feiste Figur zwar die klassischen Attribute wie den
Caduceus in der Linken sowie Flügelhut und -schuhe
erhalten, ist aber physiognomisch
etwas verunglückt (mit einem schiefen Grinsen wie nach einem erfolgreichen
und nicht ganz so sauberen Handel).
Zur
Motivation von Hermes' Präsenz in diesem Palastgarten verweisen
spanische Autoren auch auf den Humanisten Alfonso
de Valdés, der als Diplomat öfter Kaiser Karl V. begleitet
und dessen Politik in seinem Dialog zwischen dem Seelengeleiter
Hermes und dem Acheron-Fährmann Charon verteidigt hatte
(‚Diálogo
de Mercurio y Carón’
1529).
Im
Hintergrund der Statue ist das Anfangsstück der 160 Meter langen
manieristisch verspielten Groteskengalerie
zu sehen, einer zu Beginn des 17.Jh. zur Aussichtsgalerie
umgebauten almohadischen
Wehrmauer. Die Fresken in den unteren Bogennischen der
Galerie zeigen allegorische Szenerien um den
Guadalquivir alias Betis sowie Neptun mit Gefolge,
die kleinen quadratischen Nischen darüber
sind mit Putten und Amoretten ausgeschmückt. Die offene
obere Galerie bietet den höchsten Aussichtspunkt der Gartenanlagen
und ist selber von einem Miniaturschloß
gekrönt.
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