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„Las Cigarreras” (Ölgemälde von Gonzalo Bilbao, 1815)

Rechts oben: Die ehemalige Tabakfabrik (jetziges Universitätsgebäude)
Darunter: Reliefs mit einem rauchenden Indio und einer Tabaksmühle (im Eingangsbreich)



Quellen: www.sevilla21.es/wp-content/uploads/2012/02/Las_cigarreras.jpg      www.skyscrapercity.com/showthread.php?t=1439481&page=5    
http://fototeca.us.es/imagen.jsp?id=5858&tipo=v&elto=30&buscando=true&repetir=true


Danach fahren wir nochmals von Carmona nach Sevilla. Diese Stadt ist Schau­platz so mancher Oper, darunter auch der sicherlich besten ihrer Zeit, nämlich Bizets ‚Car­men' (1875). Ihr 1. Akt spielt vor und in der Tabakfabrik Sevillas, die Mitte des 18. Jh. außerhalb der Stadtmauern errichtet wurde und seit Mitte des 20. Jh. ei­ne Haupt­abteilung der Uni­ver­si­tät beherbergt. Auch wenn wir beide keine erklärten Opernliebhaber sind, möchten wir uns doch in dieser gewaltigen Anlage um­se­hen. Der über 180 Meter lange „Industriepalast” besaß, wie oben teilweise zu sehen, über 20 Innenhöfe. Schon im 18. Jh. wurden hier für die 170 Ta­baks­müh­len über 200 Pferde und Maulesel eingesetzt. Tabakblätter waren Kolumbus als eines der Begrüßungsgeschenke auf His­pa­ni­o­la überreicht worden; nachdem die Pflan­ze sich in Sevilla zum erstenmal in Europa akklimatisieren konnte, wurde sie aus dem spanischen Kolonialreich und der britischen Kolonie Virginia hierher ver­schifft. Bis 1812 arbeiteten nur Männer in dieser Fabrik und produzierten vor allem Schnupftabak; zu Zeiten von Prosper Mérimée und Georges Bizet sollen es zwischen 700 und 3000 Frauen gewesen, die im Ak­kord die nun stär­ker begehrten Zigarren drehten. Die von einem Wassergraben umgebene Fabrik war streng bewacht, hatte Kin­der­krip­pen, ein eigenes Hos­pi­tal, ei­ne eigene Gerichtsbarkeit und ein eigenes Gefängnis. Män­ner durf­ten die Arbeitsräume nicht mehr be­tre­ten, sollen doch die Ci­gar­re­ras meist leicht be­klei­det ge­we­sen sein (so jedenfalls laut der Novellenvorlage von Mé­ri­mée) und die Zi­gar­ren durchweg auf ihren Oberschenkeln zu­sam­men­ge­rollt haben – was man mitt­ler­wei­le nur für das Sortieren der Blätter und Ent­fer­nen ih­rer Mittelrippe für glaubwürdig hält.


Gegenwärtig sind in dem Gebäude das Rektorat und insbesondere die philologischen Abteilungen der Universität untergebracht. Wir gehen bald wie durch ei­nen spie­le­risch an­ge­leg­ten Irr­gar­ten dahin und kommen immer wieder an inselgleich entlegenen Arbeitsplätzen vorbei. In einem der kleineren Departements mit sehr nie­dri­gen Holztüren finde ich zu mei­nem Ent­zü­cken eine hübsche Pal­las-Athene-Sta­tue vor! Vermutlich wurde sie erst bei der Einrichtung der Universi­tät her­bei­ge­holt, viel­leicht gar als Apo­tro­pä­um ge­gen all die nichtgeistigen Versuchungen in der romanesken Vorgeschichte dieses Gebäudes.


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