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Streifenmuster-Orgie für Crystal Lings Besuch bei Hammett (36:59)



Hammett in Eddie Hagedorns Boudoir (1:11:16)

Weitergeführt wird diese auch palmblattförmige Streifenmusterung bzw. die speziellere Hand- und Fingergestik in der Gegenszene mit Crystal Ling, der mit Ryan ins­ge­heim Verbündeten. Alles ist jetzt mit Streifen überzogen, Wände, Boden, Mobiliar und die im Sessel schlafend vorgefundene Besucherin selbst, die längere Zeit vor jenem Lampenschirm mit dem gelbbraunen, schwarz gestreiften Palmblatt gezeigt wird – das Oberteil ihrer gelbbraunen Bluse weist ebenfalls ein ver­ti­ka­les schwarzes Streifenmuster auf. „Das ist eine sehr männliche Wohnung”, beginnt sie sogleich, streichelt mit ausgebreiteten Händen über den Sessel hin, spreizt bei ihren Ausführungen immerfort die Finger ab und lässt diese überallhin spazieren. Als sie an seinen Fingern zu knabbern und zu lutschen be­ginnt, glaubt er besser gehen und ihr seine Wohnung als Zuflucht überlassen zu müssen. Er flieht die unmissverständlich pornographische und kriminelle Au­ra dieser Circe, auch wenn sie hier hilfeheischend ihr Kreuz heraushängen lässt. In dem zu sexuellen Erpressungszwecken gedrehten Streifen ,Mr. Wolfe comes to call’ präsentiert sie sich dann mit einem gigantischen palmblattähnlichen Hut.


Hammetts Verabschiedung und neue Existenz


Die Streifenmusterung, die diesen Film auch mithilfe versteckter künstlicher Lichtquellen visuell beherrscht, ist also durch und durch ambivalent. In der Licht-und-Schat­ten-Bildung melancholisch grundiert, bezeichnet sie primär die weltdeutende und -umgestaltende Potenz des Schriftstellers, die Versuchung seiner Selbst­über­he­bung und zugleich die Bedrohung durch eine zwielichtige Welt, mit der sich ein um Authentizität bemühter Kriminalschriftsteller wie kein anderer ein­zu­las­sen hat. Die entsprechenden Anzüglichkeiten der Vertreter dieser Halbwelt kann Hammett weithin ignorieren, so Crystals Urteil („ein zweitklassiger De­tek­tiv”), Ha­gedorns maliziöse Bemerkung (einst „ein Pinkerton-Mann, und heute – Meister der Kriminalschwarten”) oder auch O’Maras spöttischen Rat („Gehn Sie wieder an Ihre Schreibmaschine!”). Fong jedoch, der das gestohlene Manuskript aus der Schreibtischschublade hervorgezogen hat, verwickelt Hammett in ei­nen kleinen Dialog: „Ist das alles Phantasie? Oder haben Sie Ihre Stoffe aus dem Leben?” „Aus der Wirklichkeit, Mr. Fong. Aber ich schreibe auch Ge­dich­te, die ich Ihnen gern mal zeige.” „Ich fürchte, Sie haben da etwas zu viel Phantasie entwickelt. Sie werden bemerken, ich bin nicht so leicht zu hand­ha­ben wie Ihre Romanfiguren!” „In diesem Fall ziehe ich es vor, mich zu verabschieden.” Woran ihn jedoch der Leibwächter hindert.

   Wirklich gefährlich nun, seine Identität als Schriftsteller bedrohend, ist der ehemalige Lehrmeister Jimmy Ryan. Dieses sein Alter Ego muss Hammett erst ab­schüt­teln, ehe er zu sich selbst, zu einer eigenen Schreibweise finden kann. „Ich schreib’ was Besseres”, erklärt er seiner Freundin Kit Conger nach dem Ver­lust des Manuskripts, macht dann freilich noch den Rekonstruktionsversuch mit den Resten aus dem Papierkorb. Die dazugehörigen Phantasiebilder werden unversehens von jener anderen Phantasieszene mit Ryan abgelöst werden, der ihm empört das Ausplaudern seiner detektivischen Erfahrungen und Tricks vorwirft und danach auf ihn schießt. Der mit seinem Revolver auf der Couch ausgestreckt Daliegende zieht spontan dagegen, bleibt aber bis zur Ab­blen­de sichtlich niedergeschlagen.

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